Homophobie ist nicht nur nicht mehr zeitgemäß, was sie im Grunde auch niemals war, aber sich auf eine Grundfrequenz zu berufen, nur weil es historische Vorbilder gibt, denen man nacheifert ist für die Erlangung von Akzeptanz in der Gesellschaft eine Fehleinschätzung.

Homosexualität ist seit der Antike Bestandteil vieler geisteswissenschaftlich fortschrittlicher Gesellschaften, die sich nicht durch moralisierende Religionsbekenntnisse haben einschränken lassen. Bevor wir jedoch mit dem Finger auf die üblichen Verdächtigen im Nahen Osten zeigen, sollte wir die christlichen Kirchen ebenfalls in die Verantwortung nehmen und im sprichwörtlichen Dorf lassen. Bis in die 1970er und 1980er hinein, wurden Homosexuelle dort offen diskriminiert.

Auch hier, bevor wir mit dem Finger auf die düstere Vergangenheit zeigen, sollten wir wissen, dass der §175, bekannt als Schwulenparagraph, erst 1994 aus dem Strafgesetzbuch verschwunden ist. Bis dahin waren sexuelle Handlungen zwischen Männern in der Bundesrepublik strafbar.

Homosexualität, als Teil der LGBTQ Debatte, erlangt in politischen Bereichen wieder eine neue Bedeutung, obwohl sich viele homosexuelle Frauen und Männer von der LGBTQ Bewegung distanzieren. Besonders bei Jugendlichen, bei denen die Gender-Bewegung bei einem großen Teil auf Ablehnung stößt, kanalisieren ihre Wut auf die Bewegung auf Schwule, Lesben und Transsexuelle.

Während der Familienentwurf als soweit reformierbar scheint, dass homosexuelle Paare in den Rechten und Pflichten gleichgestellt sein sollten und es auch eine gewisse Akzeptanz dafür gibt, stößt aus der Sicht vieler Jugendverbände die LGBTQ-Bewegung invasiv in familiäre Schutzräume vor. Der Schutzraum zur eigenen Entscheidung der Entfaltung über die sexuelle Ausrichtung, in dem auch ein Festhalten an traditionelle Familienentwürfe denkbar sein darf und vielleicht die einzige Option ist.

Vielleicht aus Hilflosigkeit oder vielleicht auch aus Argumentationsschwäche beruft man sich bei der Homophobie immer wieder auf historische Vorbilder und kann aus der eigenen Sicht nur Bestandteil dieser Bewegung sein, wenn man sich nicht reformieren lässt, denn im Nationalsozialismus wurden Homosexuelle ebenfalls verfolgt. Wer Schwule gut findet, kann kein Anhänger einer nationalen Bewegung sein. Nicht alle Jugendverbände von konservativen und rechten Parteien tragen diesen Homophobie-Reflex in sich, allerdings zeigt er sich deutlich in rechten Jugendorganisation in ganz Europa, die darüber nachdenken sollten, die eigene Position zu reflektieren und zu reformieren, wenn sie für die eigene politische Bewegung ein zeitgemäßes Angebot entwerfen möchten.

Aber diese Art der Kanalisierung würde wahrscheinlich nicht stattfinden, wenn man die Gender-Bewegung nicht über die Schulen und Kindergärten in die Familie tragen würde und Kritiker der Gender-Bewegung gleich als Nazi bezeichnen würde. Erziehungs- und Bildungseinrichtung sollten in der Religions- und Sexualitätsdebatte eine neutral wissenschaftliche Position einnehmen. Auch die Darstellung von religiösen Symbolen, wie z.B. das Kreuz in Klassenräumen, widerspricht einer neutralen Haltung und so sollten Genderbewegung und Kirche in die Freiwilligkeit „nach der Schule“ verschwinden und damit an einen Ort, an dem sich interessierte Jugendliche dem zuwenden können und andere damit nicht konfrontiert werden.

Hinweis: Da Jugendverbände rechter Parteien Homosexualität unterschiedlich bewerten und sogar auch tolerieren, sollte man sich im Programm der einzelnen Jugendverbände informieren. Nicht alle Jugendverbände rechter Parteien sind homophob.

Foto: Karolina Kaboom